Eine Kultur der Jüngerschaft prägen (3/3)

Die Menschen in unseren Kirchen sind es gewohnt, eine Kultur zu erleben, die entweder sehr einladend oder sehr herausfordernd ist, aber in der Regel erleben sie beides nicht gleichzeitig. Wenn wir uns als Leiter dieser Spannung nicht bewusst sind, neigen wir dazu, entweder eine Kultur zu schaffen, die „hoch einladend/niedrig herausfordernd“ (gemütlich, konsumorientiert) oder „hoch herausfordernd/niedrig einladend“ (gestresst/entmutigend) ist, oder wir schwanken vielleicht zwischen beiden, ohne zu wissen, wie wir beides gleichzeitig erreichen können.

Im dritten Teil dieses Artikels möchten wir euch ein paar konkrete Ideen geben, wie ihr als Leiter oder als Leitungsteam eine Kultur der Jüngerschaft „hoch einladend/ hoch herausfordernd“ (Quadrat rechts oben) in eurer Kirche etablieren oder ausbauen könnt.

Lies zunächst die ersten beiden Artikel, solltest du das bisher nicht getan haben:
Teil 1/3
Teil 2/3

1. Eine Reich-Gottes-Vision leben

Zunächst müssen wir unserer Gemeinde eine Vision davon vermitteln, was es bedeutet, im Reich Gottes zu leben. Das Reich Gottes ist hier mitten unter uns, wie sollte also unser Leben in Gottes Reich aussehen? Wir beantworten diese Fragen, indem wir die Bibel öffnen und das Reich Gottes predigen und indem wir das Leben im Reich Gottes vorleben. Das ist unsere Einladung, genau wie es Jesus tat: Seid Kinder Gottes, seid Miterben des Reiches Gottes, seid vollkommen, wie euer Vater vollkommen ist und bringt die Gute Botschaft zu Menschen, die sie noch nicht kennen!

In Mk. 3, 13 beruft Jesus seine Jünger. „Sie sollten ständig bei ihm sein, und er wollte sie aussenden, damit sie seine Botschaft verkündeten und in seiner Vollmacht die Dämonen austrieben.“ (NGÜ) Genauso beruft Jesus uns nicht nur, bei ihm zu sein (einladend) sondern auch, für ihn loszugehen (herausfordernd). Er sendet uns aus.

Lade die Menschen in deiner Gemeinde ein, dieses Leben zu leben. Fordere sie heraus, ihr Potenzial anzunehmen und einzusetzen und das Leben im Reich Gottes mutig zu leben. Was ist das Reich Gottes und wie vermittelst du als Leiter die Vision von Gottes Reich an deine Gemeinde?

2. Gaben entfalten

Wer ist der beste Leiter, den du je hattest? Ganz gleich, ob du an einen deiner Lehrer, einen Trainer, einen Dirigenten, ein Elternteil, einen Jugendgruppenleiter oder einen anderen Leiter in deinem Leben denkst, die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die Person, an die du als erstes denkst, zwei wichtige Dinge getan hat:

  1. Die Person hat dir Zugang zu ihrem Wissen, ihrer Expertise, ihrer Erfahrung – und vielleicht sogar zu ihrem Leben – gegeben. Du konntest von diesem Leiter lernen und vielleicht hast du ihn im Laufe der Zeit sogar überholt und bist erfolgreicher geworden als er.
  2. Die Person hat dich dazu herausgefordert, besser zu werden, als du es bei einer bestimmten Fähigkeit, einem bestimmten Talent, einer bestimmten Aufgabe – und vielleicht sogar im Leben – schon warst. Der Leiter hat dir geholfen, deine Gaben zu entdecken und hat dich darin gefördert, den Platz zu finden, an dem du diese bestmöglich entfalten und leben konntest.


Anders ausgedrückt: Die besten Lehrer, Leiter und Mentoren laden uns ein und zugleich fordern sie uns heraus. Das gilt für Musiklehrer, Volleyballtrainer, Tanzlehrer und es gilt auch für Menschen, die andere in der Nachfolge Jesu anleiten. Wie in all diesen anderen Bereichen sind Einladung und Herausforderung notwendig, um einer Person wirklich zu helfen, so zu werden wie Jesus und das zu tun, was Jesus getan hat.

Wie könnt ihr ein Coachingkonzept entwickeln, um Leiter in eurer Kirche zu fördern, ihre Gaben zu entdecken und sie in ihrem Dienst zu begleiten?

3. Einen Jüngerschaftsprozess gestalten

Andy Stanley beschreibt in seinem Buch „Seven Practices of Effective Ministry“, wie man den Fokus einer Gemeinde weg von Veranstaltungen hin zu Prozessen der Veränderung richtet. Eine seiner Grundaussagen ist, dass es in einem Prozess immer einen nächsten Schritt geben muss, der sichtbar, machbar und nachvollziehbar ist. Gibt es für jeden in deiner Gemeinde einen nächsten Schritt, um in der Jüngerschaft zu wachsen? Und wie sieht dieser nächste Schritt aus? Und ist dieser nächste Schritt für jeden sichtbar? Für den einen ist es der Schritt, mehr über Jesus zu erfahren, um sich für ein Leben mit ihm zu entscheiden. Ein anderer möchte gern erste Schritte im Glauben gehen. Wieder andere sind schon lange mit Jesus unterwegs, sollten längst „feste Nahrung statt Milch“ bekommen: „Eigentlich müsstet ihr längst in der Lage sein, andere zu unterrichten; stattdessen braucht ihr selbst wieder jemand, der euch die grundlegenden Wahrheiten der Botschaft Gottes lehrt. Ihr habt sozusagen wieder Milch nötig statt fester Nahrung.“ Hebr. 5,12 NGÜ

Wie könnt ihr die Menschen in eurer Gemeinde einteilen in verschiedene Stellen, an denen sie in ihrem Glauben und ihrer Nachfolge stehen? Welche konkreten nächsten Schritte seht ihr für einzelnen Gruppen? Welche Materiealien kennt ihr schon bzw. nach welchen Materialien sucht ihr? Für welche Gruppe kann ROOTED ein passender nächster Schritt sein?

4. Jüngerschaft in Gruppen

Wir haben uns oft gefragt, wo in einer Gemeinde ein gesundes und unterstützendes Umfeld ist, um solche Jüngerschaftsprozesse zu fördern. Wenn du an das Wirken Jesu‘ auf dieser Welt denkst, dann siehst du ihn sicher inmitten einer Masse von Menschen wie er predigt und heilt. Deshalb denken wir, dass sich Jesus den größten Teil seiner Zeit darauf konzentriert hat, viele Menschen auf einmal zu erreichen. Schließlich war er nur für kurze Zeit auf dieser Erde und die Menschenmassen hatten so viele Bedürfnisse. Dabei übersehen wir oft, dass Jesus die meiste Zeit in eine kleine Gruppe von Menschen investiert hat. Immer wieder hatte Jesus intensive persönliche Zeiten und Gespräche mit seinen 12 Jüngern. Warum hat Jesus so viel Zeit mit ein paar wenigen Menschen verbracht? Weil er wusste, dass Jüngerschaft primär in kleinen Gruppen passiert- nicht vorrangig im Gottesdienst und auch nicht zuerst in Einzelgesprächen, sondern in einer kleinen Gruppe von 12 Menschen. Als Jesus seinen Jüngern dann den Auftrag gegeben hat, ihrerseits Menschen zu Jüngern zu machen, musste er nicht mehr viel erklären. Sie wusste, was zu tun ist und haben mit anderen das gelebt, was Jesus mit ihnen gelebt hat.

Viele Leiter und Gemeinden haben dieses Prinzip vergessen. Anders als Jesus konzentrieren sie sich auf die großen Massen statt „Jünger- Macher“ zu entwickeln. Einige Leiter verbringen den größten Teil ihrer Zeit damit, Predigten vorzubereiten für die Zuhörer, die am Sonntag kommen. Das Problem ist allerdings, dass Jünger nicht primär dadurch geformt werden, dass sie eine Predigt hören. Andere setzen einen Schwerpunkt, diejenigen seelsorgerlich zu beraten, die mit persönlichen Nöten durch ihre Kirchentüren kommen. Seelsorge ist wichtig, genau wie predigen. Beides ist Teil von Jüngerschaft. Aber beides kann und darf die konstanten Jüngerschafts- Prozesse einer kleinen Gruppe nicht ersetzen.

Wir glauben, dass die kleine Gruppe von 5-12 Leuten der beste Ort ist, um miteinander Jüngerschaft zu leben und dass wir neu lernen und entdecken müssen, wie wir diese Art von Gruppen starten und leben können.

Und jetzt?

Die Matrix von Mike Breen ist ein einfaches und hilfreiches Werkzeug für strategische Planungen, Visionsentwicklung, Korrekturen und Leiterentwicklung. Die Matrix macht deutlich, was nächste Handlungsschritte sind, wenn wir uns außerhalb des Quadranten der Jüngerschaft befinden. Allerdings ist der Wechsel von einem Quadrat zum nächsten nicht einfach und erfordert in der Regel etwas Pionierarbeit und teils schmerzhafte Veränderungen. Diese Schwierigkeiten sollten erwartet, nicht vermieden werden. Jeder Veränderungsprozess erfordert Ausdauer und Vision- und ein tiefes Vertrauen auf Jesus. Wir können einer Kultur der Jüngerschaft nicht erzwingen, aber wir verlassen uns auf die verändernde Kraft des Heiligen Geistes. So wird jede Veränderung in die richtige Richtung ein Gewinn.

REFLEKTION

Welcher der 4 oben genannten Schritte ist euer nächster Schritt, um eine Kultur der Jüngerschaft zu prägen?

Welche Hindernisse und Schwierigkeiten erwartet ihr dabei?

Was kann euch bei diesem Prozess unterstützen? Welche hilfreichen Materialien gibt es? Wer kann euch begleiten?

Warum ist es wichtig, als Kirche eine Kultur der Jüngerschaft zu leben?

Wie kann euch ROOTED in diesem Veränderungsprozess unterstützen? https://rooted-deutschland.de/erleben/

Wie könnt ihr mehr darüber erfahren, wie ihr Jüngerschaft in kleinen Gruppen leben könnt?


Ihr sucht nach Unterstützung, um Jüngerschaftsprozesse in eurer Gemeinde oder Gruppe zu starten oder voranzubringen? Meldet euch gern bei uns!

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