Leiterschaft in der Kirche der Zukunft

Verschiedene Zeiten brauchen verschiedene Führungsstile. Die Notwendigkeit für Leiterschaft wird immer bleiben, doch welche Qualitäten von Leitern gefordert werden, verschiebt sich. Die Ereignisse und Trends in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik verändern die Lebensrealität der Menschen, die geleitet werden. Demzufolge muss ein Leiter auf diese Umstände Rücksicht nehmen und kann sie im besten Falle gewinnbringend nutzen.

Wir erleben gerade das Ende einer unglaublichen Zeit von 30 Jahren relativem Frieden in unserem Land und der westlichen Welt. Die Krisen häufen sich, die Versprechen der Vergangenheit (alles wird immer mehr und besser) bewahrheiten sich nicht mehr, der Bundeskanzler spricht von einer Zeitenwende. Unsere Gesellschaft wird sich neu ordnen müssen. Der australische Pastor Mark Sayers nennt diese Zeit „gray zone“ und beschreibt damit diese graue, nebulöse Übergangszeit, in der wir spüren, dass das Alte zum Ende kommt, das Neue aber noch nicht da ist. Und du leitest Menschen durch diese Zeit, wunderbar!

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In diesem Artikel beschreiben wir vier Merkmale, die Leiter in der Kirche der Zukunft beachten sollten und die Herausforderungen und Chancen, die darin liegen.

1. Neue Umstände und Möglichkeiten

In solch unsicheren Zeiten blicken Menschen umso mehr auf starke Leiter, die durch diese Phase führen.

Der Leiter, der ja selbst von Unsicherheit umgeben ist, braucht Anpassungsfähigkeit, Resilienz und Flexibilität. Er muss in der Lage sein, sich auf die sich schnell verändernden Umstände einzustellen.

Doch das ist nur der reaktive Teil. Darüber hinaus sind Leiter gefordert aktiv in die Zukunft zu führen. Es braucht neue Ideen. Umbrüche sind ein Nährboden für Kreativität, denn jetzt ist echte Innovation gefragt.

Für Kirchen bedeutet das im ersten Schritt eine Rückbesinnung auf die Wurzeln. Was ist das, worauf es wirklich ankommt? Von da aus können Leiter im zweiten Schritt neue Wege finden dies umzusetzen.

2. Weniger Management, mehr „echte“ Führung

In „Friedenszeiten“ sind Menschen gefragt, die das bestehende System am Laufen halten und weiter optimieren. Häufig sind es dann starke Manager, die Leitungspositionen besetzen. In Zeiten des Umbruchs wird von Leitern verlangt, dass sie noch mehr „echte“ Führung übernehmen. Was heißt das?

Die Eisenhower-Matrix teilt Aufgaben aufgrund von den zwei Faktoren  „dringend“ und „wichtig“ in vier Kategorien (siehe Abbildung). Managementaufgaben beziehen sich eher auf wichtige und dringende Aufgaben, also das „Tagesgeschäft“: Die Vorbereitung der nächsten Veranstaltung oder der Ausbau der Räumlichkeiten. Echte Führungsaufgaben sind meistens nicht unmittelbar dringend, aber sehr wichtig: Die Ausarbeitung eines Positionspapiers oder ein kritisches Mitarbeitergespräch. Kurz: Es braucht mehr Arbeit AN der Kirche, statt IN der Kirche.

Die Rolle des Leiters in der Kirche der Zukunft bezieht sich daher viel mehr auf die Unterstützung und Entwicklung der Menschen, denn die Kirche, das sind die Menschen. Die Leiter sind die ersten, die Menschen zu Jüngern machen. Ihre Hauptaufgabe ist nach Epheser 4,12 die „Ausrüstung der Heiligen“.

3. Mitarbeiter an der Leitung beteiligen

Partizipierende Leitung und Co-Creative Leadership. Es gibt bereits viele Begriffe, die im Grunde das Gleiche meinen: Ein Leiter, der den Menschen um sich in hohem Maße Mitverantwortung überträgt. Dies ist eine deutliche Veränderung zur altbekannten Top-Down Hierarchie, wo Leitung weit entfernt vom Mitarbeiter Entscheidungen trifft und unpersönlich Anweisungen geben. Besonders die Gen Z möchte mitbestimmen, oder ist sonst möglicherweise gar nicht dabei.

Sicherlich werden in einem kleineren Leiterkreis Entscheidungen schneller getroffen, als wenn noch mehr Menschen mitbestimmen. Gleichzeitig kann die Qualität steigen, wenn mehrere Blickwinkel zur Entscheidungsfindung beigetragen haben. Außerdem werden Mitarbeiter Entscheidungen, die sie selbst mit getroffen haben, sehr viel wahrscheinlicher akzeptieren und umsetzen.

In Zukunft werden diejenigen Leiter erfolgreich sein, denen der Spagat gelingt sich mit den Menschen auf Augenhöhe zu begeben, Teile der Entscheidungsgewalt weiterzureichen und gleichzeitig trotzdem richtungsweisend zu führen. Das verlangt ein hohes Maß an emotionaler Intelligenz, starke Kommunikationsfähigkeiten und Einfühlungsvermögen.

4. Nähe geben

Wie die vorhergehenden Merkmale schon haben durchblicken lassen, sind Leiter herausgefordert viel nahbarer zu sein. Die Menschen, die sie leiten, rücken enger an sie heran.

Deswegen sind ihr Lebensstil und ihre Integrität viel mehr im Fokus. Menschen wollen authentische Leiter. Das heißt auch, dass diese mehr Emotionen und Zweifel teilen können. Im Gegenteil: Tut dies jemand nicht und stellt lediglich Erfolge in den Vordergrund, wirkt das distanziert, unpersönlich und nicht echt. Es braucht viel Weisheit, zu wissen wann was und wie geteilt werden kann.

Dass Menschen näher an ihren Leitern dran sind bedeutet zudem, dass Menschen mehr von dem nachahmen, was ihre Leiter vorleben. Es braucht die Gesamtheit eines Lebens, in dessen Tiefgründigkeit und Ehrlichkeit, um einen Kontrast zur oberflächlichen Welt zu schaffen.

Herausforderungen und Chancen

Ja, der Ausblick in eine unsichere Zukunft ist herausfordernd. Von Leitern wird verlangt viel mehr mit ihrem ganzen Leben und ihrer ganzen Persönlichkeit zu führen und das ist ein hoher Anspruch. Die Anzahl an Begegnungen mit Menschen steigt und das bedeutet ein höheres Maß an unvorhersehbaren Situationen und Konfliktpotential.

Gleichzeitig bin ich wirklich begeistert über die große Chance für Jüngerschaft in dieser Zeit. Viele Effekte der beschriebenen Merkmale sind eine gute Gelegenheit Jüngerschaft zu leben:

Ich nehme eine Rückbesinnung auf den Kern von Kirche wahr. Wo sehr viele Menschen rauskommen ist, dass das etwas mit Jüngerschaft zu tun haben muss. Dass die Management- oder Verwaltungsaufgaben ein wenig in den Hintergrund rücken halte ich für einen Segen, denn so wichtig sie auch sind, werden sie zu schnell zu einer Ablenkung. So werden Leiter freigesetzt sich auf das zu konzentrieren, was eigentlich wirklich ihrem Herz entspricht: Menschen zu lieben und zu Jüngermachern zu machen. In einer Leiterschaft, die von vielen Menschen gemeinsam getragen wird, sehe ich Parallelen zum Bild des Körpers für die Gemeinde. Diese Leiterschaft entspricht der Art der Apostel, die Menschen befähigt und ausgesandt haben. Und nahbar zu leiten ist das, was Jesus mit den Jüngern gemacht hat, indem er sein ganzes Leben mit ihnen geteilt hat. Wir können leiten, indem wir Zeugen sind für das was Jesus in unserem Leben tut.

Ich glaube dass in der Kirche der Zukunft Leiter gefragt sind, die ernsthaft Jüngerschaft leben und das macht mich froh. Leiter, lasst uns diese Gelegenheit nutzen und Menschen zu Jüngern machen!

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